Sieg über die Sonne
Bei den Proben zu unserem Stück „ALLES“ im Jahr 2011 fanden wir in einem schäbigen Proberaum am Stadtrand Berlins einige von Hand getippte Seiten des Librettos von „Sieg über die Sonne“. Halb im Spaß, halb im Ernst ist die Vorstellung entstanden, wir würden diese 1913 in St. Petersburg uraufgeführte und wegen ihres skandalösen Misserfolgs nur zweimal gespielte „Oper der Zukunft“ eines Tages selbst inszenieren.
2025/26 ist es soweit. Dabei kommt uns sehr entgegen, dass es im Grunde kein Werk gibt. Viele Bestandteile der Oper sind verschüttet. Jede Rekonstruktion kann also nur eine Abschrift aus unserer Fantasie sein. Da auch die Musik vollständig verloren ist, wird die israelische Komponistin Maya Dunietz in Zusammenarbeit mit dem Solistinnenensemble Kaleidoskop neue Musiken entwickeln. Die Malerin Wu Zhi und der Ingenieur Andrei Trofimow werden das Projekt bildnerisch begleiten. Alte Weggefährt*innen und Künstler*innen-Freund*innen des von Krahl Theaters in Tallin/Estland begleiten uns und weil ihnen das allein zu langweilig wäre und sie das Theater mittlerweile selbst übernommen haben, produzieren sie direkt mit uns zusammen.
Let's begin at the beginning:
ERSTER AKT
Weiß mit Schwarz. Wände weiß, Boden schwarz. Zwei futuristische Kraftmenschen zerreißen den Vorhang.
ERSTER KRAFTMENSCH
Anfang gut, alles gut!
ZWEITER KRAFTMENSCH
Und das Ende?
ERSTER KRAFTMENSCH
Ein Ende wird es nicht geben!
(Sie singen)
Wir versenken die Berge.
Sonne, du hast Leidenschaft geboren
Und hast mit entzündetem Stahl gebrannt.
Wir werden dich mit einer staubigen Decke bedecken
Und dich einsperren in ein Haus aus Beton.