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The Happy Ending Of Franz Kafkas Castle

The Happy Ending of Franz Kafka‘s Castle ist der lustvoll unheilvolle Wunschtraum von einer anderen Art des Zusammenlebens. Nachdem ihr euch vor dem Schlosstor in einer gestalteten Warteschleife zwischen posaunenden Engeln, Höllenfeuern, Fetischpatrouillen und Pferdeparaden die Beine in den Bauch gestanden habt, findet ihr schließlich eure Rolle als Gäste in höfischem Ornat. König und Königin warten schon, das Protokoll ist streng und unerfüllbar, das Menuett versucht, euch zu disziplinieren, aber der Raum ist frei. Zusammen mit eurer Alltagskleidung legt ihr auch euer altes Leben ab und findet in Kafkas kathartischer Sauna, auf der mystischen Massagebank, im Resozialisierungs-Rodeo und an unserer reich gedeckten Tafel Eingang in eine Welt, in der niemand fehl am Platz ist.
Auf dieses Ende hat sich Kafka so gefreut, dass er nie dazu gekommen ist, es aufzuschreiben. Vielleicht kann man es auch gar nicht aufschreiben, ahnte er. Deshalb rekrutiert am Ende seines Romans „Amerika“ eine geheimnisvolle Wandertheatertruppe Mitglieder, um das große Ende auf die Bühne zu bringen. Jeder ist willkommen. Für jeden ist Platz. Niemand wird abgelehnt.


Credits

Idee & Umsetzung: Showcase Beat Le Mot / Performance: Gunther Eckes, Arthur Klemt, Robert Niemann, Marie Seiser / Musik: Albrecht Kunze / Bauten: Tobi Euler / Produktionsleitung: Olaf Nachtwey


Eine Produktion von Showcase Beat Le Mot und dem Residenztheater München.


Besprechungen

„...Showcase Beat Le Mot haben, seit sie sich 1997 in Gießen gründeten, ein Faible für große Themen und merkwürdige Umsetzungen dieser entwickelt. Stets singen sie ein bisschen, bewirten während des Geschehens ihre Zuschauer, machen Musik, verwenden ihre Körper – ohne allzuviel von Tanz zu verstehen – als direktes Ausdrucksmittel, und verteilen in ihren sorgsam schlampig durchgeformten szenischen Abläufen Textpartikel, über dere Gehalt man rätseln kann oder auch nicht…“
(Süddeutsche Zeitung, 13.2.2012, Egbert Tholl, Obligates Nebelhorngetute)

„...Die Gießener Theaterschule, der Showcase Beat Le Mot entspringen, will den Zuschauer aus dem Korsett des "Still-Sitzen, am Ende klatschen" holen.…“
(nachtkritik, 11.2.2012, Steffen Becker, Im Kabinett des Dr. Charivari)

„....Das Ganze war eine Mischung aus theatraler Anarchie und Wohlfühlarena. ....Die Atmosphäre war locker und bald schon nahmen Zuschauer die Plätze der Darsteller ein, wandelten zwanglos durch das Bühnenbild und tauchten ein in die Welt der Illusion, die sodann eigentlich keine mehr war. Dabei wollen SCBLM alles andere als Mitmachtheater. Der Zuschauer soll sich wohl fühlen, soll sich berühren lassen, doch er soll nicht Akteur werden. Damit folgen die Macher immerhin einem Theatergesetz, das da lautet: Verbrüdere dich nicht mit dem Publikum....Bei allen Wohlfühlübungen, SCBLM sind keine ideologischen Weichspüler. Nähere Betrachtungen sollten eigentlich den Verfassungsschutz alarmieren, denn die strategische Stoßrichtung von SCBLM’s Angriffe ist auf den „Partizipationszwang und die Kapitalhölle“ gerichtet....SCBLM haben inzwischen so etwas wie Kultstatus erlangt. Das 1997gegründete internationale Performance- und Theaterkollektiv hat in den Jahren seit seinem Bestehen viele Grenzen niedergerissen und ein Theater geschaffen, in dem Comic, Film, Tanz und auch Sport vorkommen. Ihr Erfolg basiert zum einen auf die überbordenden, fantasievollen Ansätze, zum anderen auf eine erlösende Komik, die den Zuschauer mit der Welt als solche versöhnen kann. Das ist wichtig, denn wer hat schon Lust darauf, eine Welt zu ändern, mit der er nicht versöhnt ist?....Um als Zuschauer die Botschaften von SCBLM bis in die Tiefen ausloten zu können, bedarf es sicherlich noch einiger Übung. Was an diesem Abend kryptisch blieb, war doch immerhin schön anzuschauen. Um Showcase Beat Le Mot auf ihrer Reise durch das fantastische Universum des Chaos begleiten zu können, bedarf es unbedingt und zuallererst der emotionalen Intelligenz. Rationale Erkenntnisse stellen sich später in jedem Fall noch ein...“
(Theaterkritiken München, 11.2.2012, Wolf Banitzki, „Theatrale Anarchie und Wohlfühlarena“)